Anbohren unter Druck und Temperatur –
beeindruckend einfach!
Das Anbohrverfahren unter Druck und Temperatur
Das Anbohren unter Druck und Temperatur ist Teil eines Verfahren, das entwickelt wurde,
um neue Verbraucher an bestehende Rohrleitungssysteme im laufenden Betrieb anzuschließen
und damit eine Versorgungsunterbrechung bestehender Verbraucher zuverlässig zu vermeiden.
Der bisherige konventionelle Weg ist deutlich zeitaufwendiger und kostenintensiver.
Dabei muss die Rohrleitung außer Betrieb genommen und entleert werden.
Danach wird ein Teil der bestehenden Rohrleitung herausgeschnitten und durch ein T-Stück ersetzt.
Abschließend muss die Rohrleitung wieder mit dem Medium befüllt und entlüftet werden.
Leitungserweiterungen durch kleindimensionierte Anschlüsse, aber auch größere Abgänge an in Betrieb befindlichen Rohrleitungen
werden durch das Anbohrverfahren wirtschaftlicher und ohne Einschränkung der Versorgung am Netz befindlicher Verbraucher ermöglicht.
Daher gewinnt das Anbohrverfahren bei der Netzverdichtung und -erweiterung zunehmend an Bedeutung.
Im Folgenden erläutern für Ihnen das Anbohrverfahren Schritt für Schritt.
Mehr Informationen zum Thema Anbohren finden Sie auch auf unserer Seite Anbohrungen.
Einsatzbereiche:
- einsetzbar in Wärme- und Kältesystemen,
alle anderen Systeme nach entsprechender Prüfung - geeignet für Betriebstemperaturen von -30°C bis +200°C
- zulässiger Betriebsüberdruck bis 25 ba
- Nennweitenbereich von DN20 bis DN 200
Zertifizierung:
- regelmäßige Prüfung und Zertifizierung von anerkannten Sachverständigen gemäß AGFW-Richtlinien (Arbeitsblatt FW432 des AGFW, Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK e. V)
- Anbohrgerät mit TÜV-Bauteilkennzeichnung
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Das Anbohrverfahren im Detail
1. Vorbereitung der Anbohrarbeitsstelle
- Zunächst sind die Art des Mediums in der anzubohrenden Rohrleitung, dessen Druck und Temperatur, die Nennweite und der Werkstoff der bestehenden Rohrleitung, sowie die Nennweite des herzustellenden Abgangs zu klären.
- Darüber hinaus ist festzustellen, ob der Platzbedarf an der Baustelle für die Arbeiten ausreicht, und wo die nächsten Absperrmöglichkeiten der Rohrleitung sind.
- Die Brandmeldeeinrichtungen an der Baustelle sind für die Dauer des Schweißvorganges abzuschalten.
2. Vorbereitung der Anbohrarmatur
- Als nächstes ist der Anbohrkugelhahn vorzubereiten. Dabei muss die Anschweißenden-Kontur des Hahnes (auf der dem Gewinde abgewandten Seite) nach dem Krümmungsradius des Hauptrohres ausgebildet werden.
- Der Anbohrhahn kann beliebig radial in einem Winkel von 0 bis 360 Grad an das Hauptrohr angeschweißt werden. Der Winkel zur Rohrmittellinie muss exakt 90 Grad betragen.
- Die Anbohrung darf bei einem geschweißten Hauptrohr nicht auf der Schweißnaht erfolgen. Die Schweißung hat die erforderlichen Festigkeitsanforderungen zu erfüllen. Nötigenfalls ist der Anschluss mit einem Bundring zu festigen.
- Es darf kein Schweißgut in das Innere des Anbohrhahnes gelangen, um ein Festsetzen der Lochsäge auszuschließen und ihre Beschädigung zu verhindern.
Abschließend ist eine Betätigungsprobe an dem abgekühlten Anbohrhahn durchzuführen und sicherzustellen, dass der Anbohrkugelhahn für die Anbohrung vollständig geöffnet ist.
3. Vorbereitung des Anbohrgeräts
- Gemäß nebenstehender Justiertabelle ist der der Nennweite (DN) des Anbohrkugelhahnes entsprechende Adapter, die Lochsäge und der Spiralbohrer mit Spreizfeder zu wählen.
- Die Bohrmaschine wird auf Rechtslauf und Bohren eingestellt. Die Geschwindigkeit ist gemäß der Justiertabelle (letzte Zeile) einzustellen.
- Danach wird der Nennweitenadapter fest auf das Anbohrgerät aufgeschraubt. Es ist darauf zu achten, dass ein unbeschädigter O-Ring in die Ringnut des Adapters eingelegt ist. Anschließend wird die Lochsäge mit dem Spiralbohrer auf dem Bohrerhalter montiert und diese Einheit auf der Bohrspindel fixiert.
- Der Spiralbohrer ist so weit in den Bohrerhalter einzuführen, dass die erforderlichen 20 mm (Maß B) Überstand zur Lochsäge vorhanden sind. Es ist empfehlenswert, einen Ring-Magneten um den Bohrer zu verwenden um mehr Bohrspäne fangen zu können.
- Die Bohrspindel muss im abdichtenden Bereich geschmiert werden (Fett/Schneidöl) und bei zurückgezogenem Kugelverschlussgehäuse in das Anbohrgerät bis zum Anschlag eingesetzt werden, um ein Verkanten bei der Montage des Gerätes auf dem Anbohrkugelhahn zu verhindern.
- Das so vormontierte Anbohrgerät wird auf das Gewinde des vollständig geöffneten Anbohrkugelhahnes soweit aufgeschraubt, dass der abdichtende O-Ring auf dem äußeren Anschweißende aufsitzt.
- Danach wird die Spindel bei zurückgezogenem Kugelverschlussgehäuse vorsichtig und mit leichten Drehbewegungen durch den Kugelhahn bis zum Rohr geführt.
- Der Spülhahn ist zu öffnen und der Schlauch so zu verlegen, dass das Spülmedium mit den anfallenden Bohrspänen gefahrlos abgeleitet wird.
- Abschließend wird die korrekt eingestellte Bohrmaschine mit Winkelgetriebe auf dem Vierkant der Bohrspindel montiert.
4. Dichtheitsprobe
- Vor jeder Anbohrung ist unbedingt eine Dichtheitsprüfung mit Wasser oder Luft durch den Prüf- bzw. Spülhahn durchzuführen. Dabei werden alle bei der Anbohrung verwendeten Komponenten (Schweißnaht zwischen Bestandsleitung und Anbohrkugelhahn, die Schweißnähte am Anbohrkugelhahn, sowie alle Bereiche des Anbohrgeräts) auf Dichtheit überprüft.
5. Durchführung der Anbohrung
- Als erstes wird die Zentrierbohrung durchgeführt, indem langsam und gleichmäßig die Vorschubeinheit soweit vorgedreht wird, bis die Rohrleitung durchbohrt ist (Medium tritt durch den Spülschlauch aus). Nach Abschluss der Zentrierbohrung wird der Spülhahn geschlossen.
- Für die Hauptbohrung wird die Drehzahl der Bohrmaschine auf den der Nennweite entsprechenden Wert gemäß der Justiertabelle reduziert.
- Bei laufender Bohrmaschine wird die Spindel dann soweit zum Hauptrohr vorgedreht, bis die Lochsäge ansitzt. Danach wird die Hauptbohrung durch langsames und gleichmäßiges Drehen der Vorschubeinheit durchgeführt. Während des Bohrvorgangs ist der Spülhahn geöffnet, um die Bohrspäne abzuführen.
- Nach abgeschlossener Hauptbohrung wird der Spülhahn wieder geschlossen und die Bohrspindel bei zurückgezogenem Kugelverschlussgehäuse vorsichtig bis in den Anschlag zurückgeführt. Der Kugelhahn ist nun frei von der Bohreinheit und wird geschlossen. Durch Aufschrauben der Deckelschraube wird dieser gegen unbeabsichtigte Betätigung gesichert.
- Durch Öffnen des Spülhahns wird sichergestellt, dass der Anbohrhahn dicht schließt und das Anbohrgerät sicher entfernt werden kann.
- Nun wird das Anbohrgerät abgenommen und der Kreisausschnitt aus der Lochsäge entfernt. Die Hauptbohrung ist abgeschlossen.
6. Anbohrprotokoll
- Über die gesamte Anbohrmaßnahme ist gemäß AGFW Arbeitsblatt FW432 immer ein Anbohrprotokoll zu führen.